Einwohner: 60

Blick in die Geschichte Bei der Vorstellung der Geschichte konnte man auch auf die Chronik des Ortes Benndorf zurückgreifen, die im Rahmen einer ABM-Maßnahme vom 01.03.1999 bis 29.02.2000 von Doris Brandt, Zäckwar, und Renate Altenburg, Spielberg erarbeitet wurde und von Rolf Röder aufgeschrieben wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche nach Zerstörung immer wieder aufgebaut. Davon zeugen heute noch die vielen Spolien, das sind wiederverwendete Bauelemente aus den Vorgängerkirchen, so z. B. ein romanischer Fenstersturz an der Südseite des Langhauses, gleich darunter ein gotischer Fenstersturz, große Spolien im Chorturm an der Südostecke außen, gotische Spolien an der Südostseite des Langhauses, zugesetzte Fenster im Turm. Im Mauerwerk des Turmes befindet sich auf der Südseite, etwa in zwei Meter Höhe und dicht an der Eckkante, ein Stück Säule von einem ungefähren Durchmesser von 18 Zentimeter und einer Länge von 30 Zentimeter. Auf der Nordseite des Turmes, in etwa der gleichen Höhe, befindet sich gleichfalls ein Säulenstück, das aber schlanker ist. Beide Teile könnten von einstigen gotisch-romanischen Fenstern stammen. Die Kirche von Benndorf hat viele solche Spolien zu bieten, ist deshalb eines der interessantesten Bauwerke unserer Gegend. Ja, wenn Steine reden könnten. Laut Dr. Bergner hatte der Turm einst die Maße von 5,30 m x 5,95 m, einen Turm aus romanischer Zeit, mit kleinem Rundbogenfenster im Obergeschoß. Auf sein (ursprüngliches) Ziegelzeltdach ist eine verschieferte Haube gesetzt. Das Mauerwerk hatte eine Höhe von 17 Ellen. 1927 lauten die Maße: Das Kirchenschiff hat eine Länge von 10,60 m und eine Breite von 7,90 m. Die Höhe des Schiffes beträgt bis Oberkante des Hauptsims 7,50 m, von da bis zum Dachfirst 6,60 m, insgesamt also 14,10 m. Der Turm hat eine Länge von 7,20 m und eine Breite von 6,20 m. Die Höhe beträgt 14,00 m und 10,00 m bis zur Spitze, also insgesamt 24 m. Er hat vier Geschosse. Das schiefergedeckte Kuppeldach endet in einer hohen „Laterne“ mit einem Spitzhelm. Unter Laterne versteht man jenen Teil der Turmspitze, aus deren Galeriebogen man einen weiten Blick ins Land hat. In den Nachrichten aus dem Kirchturmkopf erfahren wir über einen Wiederaufbau der Kirche, aufgeschrieben von Bergmann, Kirchenvorsteher und Richter in Benndorf. „Ob nun zwar die Einwohner Benndorf’s durch die großen Feuerbrünste wie auch durch den siebenjährigen Preußischen Krieg, der von 1756 – 1763 dauerte, welcher besonders unsere Gegend sehr betroffen hat, größtenteils in die elendesten Umstände versetzt wurden, so wünschen sie doch nichts mehr, als das ihre Kirche, die durch die Lage der Zeit gänzlich baufällig geworden war, wieder aufbauen zu können. Man fing Anno 1771, dem 6. Mai an, zu einer Zeit, da die Hungersnot und Teuerung nicht nur das Sachsenland, sondern auch ganz Deutschland hart bedrückte. Anno 1772 zu Michael war der Bau fertig gestellt.“ 1772 steht auch als Wiederaufbauzahl auf dem Triumphbogen. Aus den Ephoralakten urteilte der Sachverständige, dass die 6 Ellen hohen Mauern des Kirchenschiffes stehen bleiben konnten. Diese wurden bei dem Bau auf 11,32 Ellen erhöht. Durch die kleinen romanischen Fenster war es in der Kirche immer dunkel. So wurden auch die größeren Fenster eingebaut. Das Kreuzgewölbe im unteren Teil des Turmes wurde herausgenommen und ein neuer Bogen eingefügt. Dies kostete 200 Taler. Weitere Ausgaben für 969 x 11/32 Mauer waren 100 Taler, 23 Groschen, 5 Pfg gezahlt. Für das Verputzen von 2087 Ellen Mauer, a’ 6 Pfg = 43 Taler, 4 Groschen. Der Schieferdecker bekam 38 Taler. Der Kupferknopf kostete 13 Taler, 21 Groschen. Der Bau kostete 1333,00 Taler. Hiervon bekam auch der Tischler für die Kanzel 63 Taler, 12 Groschen. Die Kanzel ist eine gefällige Schnitzarbeit mit eckig vorstehender Brüstung, Pilastern, gebrochenem Giebel und reizend durchbrochenen Akanthus und Bandelwangen über den seitlichen Durchgängen. Im Kirchschiff ist eine doppelgeschossige Hufeisenempore. Die Wiedereinweihung war am 20.11.1772. Dabei wurde ein Kind getauft. Zwölf Jahre nach dem Wiederaufbau ging man an die Beschaffung einer Orgel. Der Orgelbauer Vogler in Naumburg hatte einen Voranschlag zu 200 Talern gemacht. Er baute sie auch. Ein Jahr verging, bis er sein Geld dafür bekam. Viele Gutachten ließ er anfertigen, so von Kantor Fleischmann aus Pforte, vom Organisten Gräbner aus der Wenzelskirche in Naumburg, sowie auch einem Orgelbauer aus Zeitz. Alle bestätigten ihm eine gute Arbeit. Nur der Organist Rößler aus Rastenberg hatte bei der Abnahme Kleinigkeiten zu bemängeln. Am 20. Dezember 1790 wurde die Orgel vom Pfarrer H. A. Michaelis aus Lißdorf eingeweiht. 1872 wurde eine Kirchturmuhr angeschafft. 1897 wurden Renovierungsarbeiten durchgeführt: Schmiedearbeiten wurden ausgeführt vom Schmiedemeister Gustav Kesselbauer. Vom Tischler Gustav Erfurt wurde ein Windfang aufgestellt und Lehnen an den Männerbänken angebracht. 2 eiserne T-Träger, 2 hölzerne Unterzüge unter dem Glockenstuhl und die Dielung des Glockenbodens wurden von Zimmermeister G. Kelz aus Poppel ausgeführt. Frische Farbe bekamen die Fenster, Orgel, Emporen, Frauenstühle und Lehrerstuhl, sowie Männerbänke, auch Altar und Kanzel, der Wandputz im Schiff und Altarraum. Diese Arbeiten wurden ausgeführt vom Malermeister S. Romstädt und Söhne. Der Dachdeckermeister F. Oberreich brachte das Schiefer- und Ziegeldach in Ordnung. 1929 wurde eine Blitzschutzanlage angebracht. 1986 wurde die Kirche von zwei Benndorfer Dachdeckerlehrlingen neu eingedeckt. 1988 haben die Einwohner des Ortes den Turm durch eigene Hilfe und Spenden vor dem Einsturz gerettet, was aber auch Pfarrer Ullrich Huppenbauer in seiner Predigt zum Ausdruck brachte, denn nur durch ihr großes Wirken konnte man das Gotteshaus erhalten, denn von Behördlicher Seite hatte man es aufgegeben. In den Monaten April bis Mai wurde der Turm neu verschalt und mit Schiefer gedeckt. In die Kugel des Turmkopfes wurden Dokumente und Münzen gelegt. Diese wurde am 16. Juni 1988 mit einer neuen Wetterfahne, die die Jahreszahl 1988 trägt, auf den Turm aufgesetzt. Dies geschah unter großer Anteilnahme der Bevölkerung. Auch aus den umliegenden Dörfern waren die Zuschauer gekommen. Frau Pfarrerin Hermann begrüßte alle und dankte für die Hilfe bei der Erhaltung dieses Gotteshauses. Am 6. August 1988 wurde ein Richtfest zur Erneuerung der Benndorfer Kirche gefeiert. Es sang der gemischte Chor der Kooperation Hassenhausen unter Leitung von Herrn Helmut Judersleben, wo der Chor auch heute noch unter der Federführung von Karin Schulze als „Liederkreis am Lanitztal“ weiter besteht und eine große Zuhörerschaft sich erfreut. Eine handgeschmiedete Außensicherheitstür wurde von Franz Girschick angefertigt, außerdem eine neue Treppe für den Glockenbogen. 1992 erfolgte die Renovierung der früheren Kirchhofmauer. Es wurde auch das Kirchenschiff mit Ziegeln neu eingedeckt. Die Kirche bekam neue Fenster. 1996 ist das Kirchenschiff akut bedroht, der Schwamm breitet sich aus, der Dachstuhl verliert seine Verankerung. Die Orgel musste abgebaut werden. Es wurde zu Spenden aufgerufen. Im Gutachten des Landesamtes für Denkmalpflege Halle heißt es unter anderem: „Insgesamt bildet die Benndorfer Kirche ein Musterbeispiel eines ländlichen Gotteshauses des 18. Jahrhunderts. Die malerische Außenerscheinung, durchaus noch durch die mittelalterliche Hülle geprägt, bildet einen unverzichtbaren Bestandteil des Dorfbildes.“ So gab es 1997 wieder Bauarbeiten an der Kirche. Zehn Tonnen Verpressgut gaben der Kirche Standsicherheit, empfohlen eine Ringdrainage und vieles mehr. Im Laufe der vergangenen Zeiten haben die Menschen von Benndorf ihre Kirche erhalten, auch wenn nur noch vier Häuser nach einer Feuerbrunst im Jahre 1632 vorhanden waren. Das Engagement der Vorfahren ist gleichzeitig eine Verpflichtung für künftige Generationen, die Kirche zu erhalten. Der Glockenstuhl in der Glockenstube des Turmes ist für zwei Glocken eingerichtet. Herr Naumann, Superintendent in Eckartsberga um 1900, fand in den Akten die Erwähnung einer alten Glocke, die aus romanischer Zeit stammt. Der in Majuskel dargestellte Teil der Inschrift zeigt uns, dass im Mittelalter und noch früher geglaubt wurde, dass sich durch das Läuten der Glocke die schweren Gewitterwolken teilten. Wie viele mal der Blitz in die Benndorfer Kirche einschlug, wer weiß es? Vermerkt ist, dass am 4. Mai 1932 ein vorüber ziehendes Frühlingsgewitter sich gegen 14.30 Uhr über Benndorf entlud. Ein Blitzstrahl traf die Kirche. Im Turm zersplitterte der Blitz einen mächtigen Querbalken. Kleinere Holzteilchen und Stoffteilchen fingen Feuer, das aber schnell gelöscht werden konnte. Im Kirchenschiff wurden große Teile des Putzes von den Wänden geschleudert und die Fenster eingedrückt. Am 25. September 1932 wurde die Kirche nach der Wiederherstellungsreparatur neu eingeweiht. Vermerkt ist dabei, dass vor Jahren die Kirche schon durch einen Blitzschlag zerstört wurde. Wie durch ein Wunder blieb die Glocke verschont. Naumann schreibt weiter über eine Minuskelglocke aus dem Jahr 1497 mit der Inschrift: „Ave gratia plena dominus tecum o Sankt Anna hilf selbdritt.“ „Gegrüßt seist du, voll Gnaden, der Herr sei mit dir.“ - Luk. 1, 28 – Der englische Gruß und die Anrufung der Heiligen Anna sind auf Glocken nicht selten. 1652, die Kirche war so baufällig, dass die Glocken herunter genommen wurden, sie hingen nun an einem Balkengerüst. Durch den 30jährigen Krieg war die Kirche wie auch die Häuser stark beschädigt. Die Kirche stand ohne Dachstuhl da, mit nur noch vier Häusern. Alles andere war im Jahr 1642 abgebrannt. Als die Kirche wieder aufgebaut wurde, wurden die alten Glocken wieder auf den Turm gebracht. Das Schicksal dieser Glocken ist unbekannt. Im Inventar von 1885 lesen wir: Eine größere Glocke 5 ½ Ctr, 840,00 M ist 1807 umgegossen. Eine kleinere Glocke 4 ½ Ctr, 450,00 M ist 1863 umgegossen. Eine Turmuhr mit Glocke 750,00 M. Ein Altarbild mit Christuskopf in Oel gemalt 36,00 M, Geschenk von Gottlob Müller zu Benndorf im Jahr 1880. Ein Kruzifix zu Leichbegräbnissen 15,00 M, ein Geschenk von Frau Elste, Benndorf im Jahr 1868. Ein silberner vergoldeter Kommunionkelch 30,00 M, ein Geschenk von Albert Schmidt zu Benndorf im Jahr 1872 (Jubiläumsausgabe). Die Orgel 1050,00 M, die Orgel im Jahr 1868 aus Kirchenmitteln repariert von Orgelbauer Heerwagen aus Klosterhaeseler. Eine Hostienschachtel von Alfenid 6,00 M aus Kirchenmitteln. 1996 war der Glockenstuhl erneuert. Rolf Rödiger läutete zum ersten Mal die daran befestigte Glocke mit der Inschrift „ Der Gemeinde zu Benndorf – gegossen von Chr. Gotth. Zeitheim in Naumburg AO 1807“. Am Pfingstsonntag, dem 24. Mai 2007, wurde mit einer musikalischen Andacht in der Kirche zu Benndorf der Glocke für treue Dienste in den vergangenen 200 Jahren gedankt. Ihre Stimme erklang immer wie Rufen zum Gottesdienst, zur Taufe, zur Konfirmation, Hochzeit und dem Ende. Der Glocke zu Ehren brannten an diesem Pfingstsonntag in der Kirche zweihundert Lichter. Text Geschichte: H. Behrens
letzte Änderung: 14.09.2022